Viernheim. Die Jungs schälen mit großer Hingabe die großen Kartoffeln, die Mädchen schlagen Eier auf und trennen das Eiweiß vom Eigelb. Beim gemeinsamen Kochen eines internationalen Vier-Gänge-Menüs arbeiten Schüler, Eltern und Organisatoren Hand in Hand.
An der Friedrich-Fröbel-Schule findet der erste Koch-Lese-Tag statt, den der Verein Lernmobil initiiert hat. „Wir haben gemerkt, dass der Kontakt zwischen den Viernheimern und den zugewanderten Schülern noch besser sein könnte“, erklärt Cathrin Brinzing, die das kommunale Leseförderprojekt leitet. Daraus sei der Koch-Lese-Tag entwickelt worden als Projekt, bei dem Kochen und Essen in den Blick rücken – sowohl als Bestandteil des Lebens als auch als gemeinsame Aktion von Schülern und Eltern.
An der Friedrich-Fröbel-Schule konnten sich Schüler aus allen Klassenstufen für den Projekttag anmelden. 72 Mädchen und Jungen, sechs bis 15 Jahre alt, beschäftigten sich am Vormittag theoretisch mit Essen und Kochen. Cathrin Brinzing hatte dazu Fragestellungen vorbereitet, die die Schüler vorlesen und natürlich auch beantworten mussten. Dabei ging es darum, welchen Stellenwert das Essen in der Familie hat, wie gemeinsam gegessen wird und ob es Regeln am Tisch gibt.
Vorliebe für Süßigkeiten
Was wann von wem wie gekocht wird, haben die Kinder auf Plakaten zusammengestellt. „Meine Mama kocht immer. Ich liebe Mamas Essen“, ist dort etwa zu lesen. Aus Prospekten haben die Schüler ihr Lieblingsessen ausgeschnitten: Süßigkeiten und Pizza dominieren, aber auch Milchprodukte und Obst sind aufgeklebt. Auch, was Kinder nicht gerne essen, ist zu sehen: Kaffee und Wein, aber auch Fisch und Wurst, Salat und Gemüse – und Tierfutter.
Am Nachmittag folgt der praktische Teil des Tages mit den Eltern, die zum gemeinsamen Kochen und Essen eingeladen wurden. 42 Schüler mit Mama, Papa, Großeltern oder Geschwistern sind gekommen und wollen in der Schulküche mitarbeiten. Bevor die Schüler und Eltern an der Herdplatte stehen, bereiten die „Chefköche“ die ersten Zutaten vor.
Das Projekt wird nämlich ehrenamtlich unterstützt: Nader Zengi und Stefan Bürner vom Restaurant „Schlemmernest“ betreuen eine Kochstation, die syrischen Geschwister Masume und Morteza bereiten genauso etwas Landestypisches zu wie die interkulturelle Vermittlerin Siham Atris. Für den Nachtisch ist Hannelore Logins verantwortlich, als Vertreterin des Kooperationspartners DLRG.
Die DLRG wirkt mit, weil die Stadt nach Tandempartnern für Zugewanderte suchte. „Für eine Patenschaft muss man sich kennenlernen. Und wo geht das besser, als beim Kochen und Essen?“, scherzt Harald Logins, der sich gleich für das Projekt engagierte und dabei weitere Vorteile sieht: „Man weckt beim Kochen auch das Bewusstsein für Lebensmittel und Speisen, die man vielleicht nicht so kennt.“
Mit Feuereifer machen sich Kinder und Eltern dann daran, die vier Gerichte zuzubereiten. Bei den „Schlemmernest“-Köchen werden Kartoffeln und Zwiebeln geschält für ein Kartoffelcremesüppchen. Siham Atris und ihre Helfer schneiden die Zutaten für Falafel. Masume und Morteza schälen und schneiden viele Auberginen und setzen dann die Molkesoße an. In der vierten Kochnische werden trockene Brötchen ganz klein geraspelt für die „Kartäuser Klöße“, die ähnlich wie „Arme Ritter“ zubereitet werden.
Als Beilage für das Dessert gibt es eine Apfelsaftsoße und eine Weinschaumsoße. Und als alle vier Gänge gleichzeitig auf dem Herd köcheln, durchzieht ein leckerer Duft die Fröbelschule und macht richtig Lust auf das gemeinsame Essen. su
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