Markus Rick bleibt verständnisvoll. „Die Entscheider haben es ja auch nicht leicht“, denkt der Veranstalter vom Märchenwald an die Leute im Rathaus. Entschieden haben sie am Montag wieder nicht. Obwohl es erst „Mitte Oktober“ hieß und die Stadt dann in der vergangenen Woche auf Montag verwies, blieb bis zum Abend offen, ob es nun in diesem Jahr Weihnachtsmärkte geben wird oder nicht. Eine endgültige Absage, wie am Freitag in Heidelberg, erteilte das Rathaus aber auch nicht.
Nach längerem Ringen kam am Abend lediglich eine äußerst vorsichtige Aussage. „Die Entwicklung der Infektionszahlen in den letzten drei Wochen lässt es nicht zu, zum heutigen Tag die Durchführung von Weihnachtsmärkten, auch in der bislang angedachten veränderten Form, in Aussicht zu stellen“, so eine Sprecherin. In der nächsten Woche werde man sich erneut „mit der dann aktuellen Lageeinschätzung und -prognose befassen“.
„Für uns ist das kein Problem, wir kriegen das auch kurzfristig hin“, sagt Thomas Schmidt, der mit seinem Schwager Markus Rick den Märchenwald organisiert. Er sei „Berufsoptimist“, so Schmidt. „Aber natürlich hängt auch unsere Existenz daran“, betont Rick. Zwar sei klar, dass der Märchenwald „nicht in der bisherigen Form“ laufen könne. Dazu liege der Stadt aber seit einem Monat ein Hygienekonzept vor. „Uns hat nur noch keiner gesagt, wie sie es gerne hätten, dass wir uns darauf einstellen können“, ergänzt Schmidt. Eine Begrenzung der Besucher und deren Registrierung sei aber „sehr einfach“ zu leisten.
Das sieht auch Stephany Goschmann so, die den Weihnachtsmarkt am Wasserturm veranstaltet. „Wir haben der Stadt ein sehr ausgeklügeltes Hygienekonzept unterbreitet“, sagt sie. „Eine deutlich reduzierte Zahl an Ausstellern, Einlassregelungen, namentliche Erfassung, Ordner“, zählt sie auf, „das ist alles machbar“. Um das vorzubereiten, habe sie sogar ihre Mannschaft teilweise aus der Kurzarbeit zurückgeholt, so Goschmann.
Zeit langsam knapp
Da sie aber auf externe Aussteller angewiesen ist, wird langsam die Zeit knapp – normalerweise steht die Weihnachtsmarkt-Planung im August und Anfang November beginnt der Aufbau. „Unsere Aussteller würden alle mitziehen und gedulden sich auch noch etwas“, hofft sie nun aber auf eine baldige Entscheidung. Auf bis zu 500 Besucher gleichzeitig lasse sich die Besucherzahl begrenzen. Ob sie eine Obergrenze von 100 noch rentiere, bezweifle sie jedoch. Eine Absage würde ihr „sehr leid tun, für unsere Beschicker und für die Besucher, die das sicher sehr vermissen werden“, sagt Goschmann.
Für den Handel „elementar“
Christine Igel, Geschäftsführerin von Event und Promotion und verantwortlich für den Markt auf den Kapuzinerplanken, äußert sich nur sehr zurückhaltend – sie ist als städtische Tochterfirma an Vorgaben aus dem Rathaus gebunden. „Wir sind in Wartestellung“, antwortet sie nur und bestätigt, dass auch sie ein Hygienekonzept eingereicht hat. Es sieht vor, den Markt auf den Kapuzinerplanken in mehrere getrennte Bereiche zu unterteilen.
Für den Handel sind die Weihnachtsmärkte jedenfalls „elementar wichtig für die Stimmung in der Innenstadt“, hebt Hendrik Hoffmann hervor, Vizepräsident vom Handelsverband Nordbaden. „Eine Absage wäre gar nicht gut, denn wir brauchen solche Veranstaltungen als zusätzliche Motivation für die Kunden, sie bringen Frequenz und Umsätze für Handel, Gastronomie und Parkhäuser“, betont er. Er hofft, dass das „sehr erfolgreiche Konzept der Fun & Food“ sich auch auf Weihnachtsmärkte übertragen lasse.
Das wünscht sich ebenso Lutz Pauels, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Mannheim City. „Eine Absage wäre sehr, sehr schlecht für die ganze City“, mahnt er. Natürlich habe er Verständnis für Infektionsschutz, „aber dann muss man eben andere Ideen prüfen, etwa Weihnachtsinseln verstreut auf die ganze Innenstadt“, bittet er: „Einfach nichts zu tun, das geht nicht!“
„Wir brauchen einen individuelleren Umgang mit den Fallzahlen“, fordert Achim Ihrig, Vorsitzender des Vereins Hotels2. Weihnachtsmärkte seien in der frischen Luft und ließen sich mit Abstands- und Hygieneregeln problemlos organisieren. „Gerade weil andere Städte sie abgesagt hatten, haben wir gehofft, dass ein paar Individualreisende dann nach Mannheim kommen“, so der Vorsitzende der Dachorganisation der Hoteliers. Daher wäre eine Absage der Weihnachtsmärkte für den Handel wie für die Hotels „ein weiterer Nackenschlag“, warnt er.
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