Der Gemeinsame Ausschuss der Verwaltungsgemeinschaft Hockenheim verabschiedete bei seiner öffentlichen Zusammenkunft im Hockenheimer Rathaus den Entwurf für die Fortschreibung des Flächennutzungsplans (FNP) und stimmte der Offenlage zu. Nach dieser soll der Plan im Sommer endgültig verabschiedet werden.
Seit der ersten Aufstellung des Flächennutzungsplans der Verwaltungsgemeinschaft im Jahre 1985 und der zwischenzeitlich erfolgten Änderung 2001 haben sich die gesellschaftlichen und planungspolitischen Rahmenbedingungen geändert. Sie sind gekennzeichnet durch den demografischen Wandel, wodurch die Innenentwicklung zunehmend an Bedeutung gewinnt, aber auch durch die gestiegenen umweltrechtlichen Anforderungen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung. Vor diesem Hintergrund beschloss der Gemeinsame Ausschuss im Februar 2007 eine Fortschreibung des Flächennutzungsplans und des Landschaftsplanes bis 2020 sowie die notwendige Umweltprüfung der Pläne. Den Auftrag erhielten zwei renommierte Stuttgarter Büros.
Bedürfnisse haben sich geändert
Nachdem sich die Gemeinderäte bereits mit den Plänen beschäftigt hatten, wurde der FNP jetzt detailliert im Gemeinsamen Ausschuss vorgestellt. Stadtplanerin Christiane Schäfer und Umweltplaner Karsten Hampp (beide Stuttgart) stellten die komplexen, in Abstimmung mit den Gemeinden, Verbänden und Behörden erstellen Pläne vor.
Wie sich die Bedürfnisse im Laufe der Jahre geändert haben, verdeutlicht ein Blick auf den Flächenbedarf der vier Gemeinden. Im alten Flächennutzungsplan ist für Hockenheim eine Flächenreserve (Wohnen, gemischt, gewerblich) von 16,63 Hektar ausgewiesen. Der prognostizierte Bedarf 2020 liegt 3,9 Hektar darüber. Aufrund der praktizierten Innenentwicklung sind jedoch keine Neuausweisungen mehr nötig. In Altlußheim belaufen sich die Reserven auf 10,7 Hektar (vier mehr als prognostiziert), in Neulußheim auf 8,4 Hektar (drei Hektar weniger) und in Reilingen auf 12,2 Hektar (5,2 Hektar mehr als laut Prognose 2020 gebraucht werden).
Weitaus drastischer ist die Entwicklung beim interkommunalen Gewerbegebiet zwischen Neulußheim und Reilingen. Die ursprüngliche Fläche von 20 Hektar sollte im Vorentwurf auf 45 Hektar erweitert werden. Nachdem der Reilinger Gemeinderat eine Erweiterung auf seiner Gemarkung ablehnte und eine Ausweitung auf Altlußheimer Terrain der übergeordneten Planung (regionaler Grünzug) entgegenstand, beläuft sich die aktuelle Erweiterung auf 6,5 Hektar auf Gemarkung Neulußheim.
Umweltplaner Karsten Hampp ging auf den Landschaftsplan sowie den Umweltbericht zum Flächennutzungsplan näher ein. In diesen sind der Zustand von Natur und Landschaft sowie die Ziele des Naturschutzes und der Landschaftsplanung festgehalten. Ziele sind ein landschaftspflegerisches Leitbild sowie Erhaltung und Entwicklung vorhandener Schutzgebiete.
Christian Engel, Sachgebietsleiter Stadt- und Umweltplanung im Hockenheimer Rathaus, widmete sich der sogenannten Abwägungstabelle und nannte die wesentlichsten Einwendungen. So seien Konflikte mit der Raumordnung auf ein Minimum reduziert worden.
Standort besser positionieren
Vor der Abstimmung verwies Verbandsvorsitzender OB Dieter Gummer auf die erheblichen Veränderungen gegenüber dem Vorentwurf und immer wieder aufkommende Spannungsfelder zwischen Ökologie und Ökonomie. Adolf Härdle (Grüne) freute sich über viele qualifizierte Aussagen in den Plänen und sprach sich dafür aus, diese Qualität zu nutzen und den Standort Horan in der Metropolregion zu positionieren. Auch OB Gummer unterstrich, dass man sich nicht ausruhen dürfe, sondern die vorhandene Qualität hegen müsse - zunächst in den Gemeinderäten, dann auf Ebene der Verwaltungsgemeinschaft. Auch Altlußheims Bürgermeister Hartmut Beck will die Planung weiter verfolgen und beispielsweise die Chance zur Biotopvernetzung nutzen. Es gelte, gemeinsame Ziele zu entwickeln. Die Umsetzung bliebe aber bei jeder Gemeinde selbst.
Reilingens Bürgermeister Walter Klein musste bei der Abstimmung erfahren, wie "schmerzlich Demokratie sein kann". Obwohl er persönlich für eine Erweiterung des interkommunalen Gewerbegebiets auf Reilinger Gemarkung war, musste er aufgrund der Ablehnung im Gemeinderat dagegen votieren. Er beantragte eine getrennte Abstimmung: Reilingen war gegen die Interkom-Ausdehung, dem Rest des Plans stimmte die Gemeinde zu. Ähnlich verhielt es sich bei Adolf Härdle in Bezug auf die Flächen LTG- und Weidenhammer-Erweiterung sowie das Sondergebiet Hockenheimring. Dem Abwägungsvorschlag sowie der Offenlage wurde einmütig zugestimmt.
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