„Bürgerdialog – was soll das alles noch?“, hat ein Teilnehmer auf die Stellwand mit den beiden Bebauungsplanvorentwürfen für das Gebiet „Biblis 4. Gewann“ gepinnt. Es ist eine von vielen unterschiedlichen Positionen, die am Mittwochabend in der Stadthalle vertreten werden. „Informationsabend“ ist der Terminus, den die Stadtverwaltung dem Abend gegeben hat, der eine andere Ausprägung hat als jene Veranstaltung, die zum Thema sozialer Wohnraum durchgeführt wurde.
Die Bezeichnung trifft zu: Informationen gab es reichlich, sowohl bei den kurzen Referaten zu Landesheimbauverordnung, Standortwahl, Verfahrensverlauf, Bebauungsplanvorentwürfen und Lärmsituation als auch in den kleinen Gruppen darüber, wie die verschiedenen Bürgergruppen die Situation und das Verfahren einschätzen.
Lärm berechnet, nicht gemessen
„Wenn’s dort so laut ist, wieso wohnen da überhaupt welche, wieso konnte da gebaut werden?“, fragt eine Besucherin provokativ zu den Biblis-Bedenken wegen Lärm und erntet damit Gelächter und Applaus. Dass das Vorhaben – im Gegensatz zum Reiterplatz, wo mit Immissionen vom Ring gerechnet werden muss, die als Gewerbelärm betrachtet werden – nicht an der Lärmsituation scheitern wird, hatte Dan Han vom Büro Genest mit den vorläufig berechneten Werten dargestellt.
Staunen ließ Bebauungsplan-Experte Wolfgang Strey vom Planungsbüro „WSW & Partner“ Bürger im Einzelgespräch mit der Information, dass bei der Lärmbeurteilung nicht gemessene Werte, sondern ausschließlich Berechnungen ausschlaggebend seien.
In der knappen öffentlichen Fragerund spricht ein Anwohner des Neugärtenrings an, was offenbar viele Besucher umtreibt: „Wird da weiter gebaut auf die eine oder andere Art, auch wenn vielleicht kein Pflegeheim kommt?“ Christian Engel aus der Abteilung für Stadtplanung macht deutlich: „Wenn das Heim nicht kommt, bleibt die Fläche momentan so liegen, wie sie ist. Langfristig müssen wir sicher darüber nachdenken, ob nicht irgendwann mal eine Wohnbebauung erforderlich sein wird, wenn die Stadt wächst und wir weiter im Innenbereich keine Entwicklungspotenziale haben.“ Das sei aber eine längerfristige Geschichte.
Pflegeheim als „Türöffner“
„Es gibt keinen Anspruch, dass das ewig unbebaut bleibt“, wiederholen die Vertreter der Stadtplanung auch in den Einzelgesprächen an ihrem Tisch mit den Standortalternativen, der besonders umlagert ist. Das sei ihnen klar, betonen Biblis-Anwohner, sind sich aber sicher: „Wenn erstmal das Pflegeheim steht, geht es eher früher als später mit der Bebauung weiter.“
Ein Hausbesitzer hält den Planern vor: Als ich meine Doppelhaushälfte gebaut habe, wollte ich 15 Zentimeter höher gehen, als im Bebauungsplan steht. Die Stadt hat es untersagt, und das Pflegeheim soll jetzt fünf Meter höher werden als mein Haus.“ Von der Möglichkeit zu Stellungnahmen dürfte diesmal oft Gebrauch gemacht werden.
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