„Die Spielklasse sollte eigentlich in ,Mitte‘ umgetauft werden“, meinte der Eppelheimer Harry Sauer beim ersten Blick auf die neue Einteilung des Deutschen Handballbundes (DHB) der Drittliga-Staffeln für die Saison 2018/19 (wir berichteten kurz). Sauer ist als Vize-Präsident des badischen Verbandes (BHV) für die Spieltechnik zuständig und hätte sich für „seine“ Vereine vielleicht eine etwas andere Zusammenstellung gewünscht. Aber im Großen und Ganzen sieht er das Konstrukt als recht gelungen an.
Auch Peter Knapp, Vorsitzender der HG Oftersheim/Schwetzingen, schlägt in die gleiche Kerbe mit seinem Kommentar: „Ganz nüchtern betrachtet ist die ‚Oststaffel‘ in der neuen Saison ja auch eher eine deutlich angenehmere ‚Staffel Mitte‘ geworden.“ Überhaupt hält sich eine Enttäuschung bei der HG – wenn überhaupt vorhanden – in engen Grenzen. Es überwiegt die Freude über zu erwartende neue Erfahrungen, wie der stellvertretende Vorsitzender Michael Zipf meint: „Gehen wir´s mit Offenheit und Neugierde an. Schließlich gibt es zahlreiche Gründe, sich auf die kommende Saison zu freuen.“
Bei den ehemaligen Staffelkameraden wurde die Verschiebung von Oftersheim/Schwetzingen und Nußloch sowie die anhaltende „Verbannung“ der beiden Hirschberger Vereine SG Leutershausen (SGL) und TV Großsachsen (TVG) meist mit Bedauern registriert.
Nicht nur Eigeninteressen
Aus südfokussierter Sicht (Oberligabereich Baden-Württemberg/kurz BWOL) bietet sich auf den ersten Blick eine alternative Lösung mit den 15 BW-Mannschaften ergänzt um den oberbayerischen TuS Fürstenfeld an. Das wäre eine runde, kompakte Sache gewesen (mit 62908 Kilometern insgesamt). Aber eben nur aus erster auf Eigeninteressen beschränkter Sicht. Denn wohin mit den vier Teams von der anderen Rheinseite? Die Vereine aus dem Oberligabereich von Rheinhessen, Pfalz, Saarland und Rheinland (abgekürzt RPS) stehen deutschlandweit gesehen recht isoliert in ihrer Südwestecke. Und es gibt noch weitere „große weiße Flächen“ (DHB-Frauen-Spielleiter Horst Keppler).
Jetzt fahren sie und ihre verbliebenen BW-Gegner zum Gegenbesuch fast permanent via Walldorfer Kreuz zu ihren Auswärtsspielen und dürfen stumm Richtung Nußlocher Olympiahalle und Schwetzinger Nordstadthalle winken. Ein Austausch der verschobenen vier Nordbadener (alle aus dem Rhein-Neckar-Kreis) mit Haßloch, Dansenberg, Zweibrücken und Saarlouis böte sich zwar an, aber würde diesen ziemliche Entfernungen bescheren. Denn die Strecke von der französischen Grenze ins sächsische Leipzig beträgt beinahe 600 Kilometer – einfach. Da sind es an die Schweizer Grenze nach Konstanz (354 Kilometer) oder vor die Tore Münchens nach Fürstenfeldbruck (433,3 Kilometer) ja fast nur Katzensprünge.
Entfernungstechnisch günstiger erscheint da eine Verlegung des RPS-Quartetts in den Westen (maximal 407 Kilometer von Zweibrücken nach Ahlen). Doch dort vier Mannschaften herauszueisen, scheint der Quadratur des Kreises zu gleichen, denn überall müssten andere enge Nachbarschaften auseinandergerissen werden. So hält die Spielkommission zu ihrem einstimmigem Beschluss in einer Mitteilung auch fest: „In seinem Fazit meinte Kommissionsvorsitzender Michael Kulus, der auch Drittliga-Spielleiter ist: „Anhand der zugrunde gelegten Kriterien ist eine optimale Staffeleinteilung für die 3. Liga Männer gelungen.“
Nordbadische Derbys
Und gerade die lokalen Duelle sind es, die in Schwetzingen und Oftersheim eine gewisse Erwartungshaltung schon im Vorfeld wecken. Sieht es Jochen Kühnle (Abteilungsleiter TSV Oftersheim) noch ganz pragmatisch: „Dreimal Derby“, meint der Sportliche Leiter Martin Schmitt: „Ich freue mich auf die neuen Herausforderungen, Gegner und Hallen.“ Ebenso äußert sich Trainer Holger Löhr: „Ich sehe das sportlich und freue mich auf die neuen Gegner und natürlich auch auf die SGL und den TVG.“
Diese Einschätzungen werden auch von den Clubs an der badischen Bergstraße geteilt. Uwe Rahn spricht für den TVG Großsachsen: „Das ist viel besser als im letzten Jahr. Die beiden Derbys tun uns verdammt gut, auch wenn jetzt Nußloch und Oftersheim/Schwetzingen in den sauren Apfel beißen müssen.“
Uli Roth von der SG Leutershausen sieht dies fast genauso: „Ich habe Verständnis dafür, dass die Vierteilung der Republik eine leichte Aufgabe für die Kommission ist. Natürlich lebt jeder Verein seinen Egoismus, aber wir sind froh, dass wir mit Nußloch und Oftersheim/Schwetzingen jetzt wenigstens zwei Derbys mehr haben.“ „Zunächst hat uns die Einteilung etwas überrascht, bei genauerem Hinsehen jedoch sind wir mit der Einteilung ganz zufrieden“, meint Nußlochs Manfred Gspandl in einer SGN-Mitteilung.
Etwas zwiespältig ist die Einschätzung des diensthabenden HG-Kapitäns Simon Förch: „Aus meiner Sicht ist es zum einen schade, weil wir die Mannschaften und Spieler in der Südgruppe mittlerweile kennen. Auf der anderen Seite erwarten uns jetzt neue Mannschaften und Hallen, die neue Erfahrungen und Aufgaben mit sich bringen. Auch die Fans können sich so auf etliche neue und interessante Mannschaften freuen.“
Ein Haar in der Suppe hat Sauer dann aber doch noch ausgemacht: „Für Handball-Baden-Württemberg ist die Einteilung nicht so günstig. Es kann potenziell sechs baden-württembergische Absteiger aus den zwei Staffeln geben.“
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