Neulußheim. „Es ist nachhaltig, macht Spaß, fördert die Kommunikation und das soziale Verhalten und schont die Umwelt“ – für Schulleiterin Christiane Harz könnte es kaum bessere Argumente geben, Kinder auf den Schulweg zu bringen. Und dies im wahrsten Sinne des Wortes. Daher regte sie gemeinsam mit den Lehrern der Lußhardtschule an, die Aktion „Zu Fuß in die Schule“ durchzuführen.
Mit großer Resonanz, denn alle Kinder der ersten bis vierten Klassen beteiligten sich und marschierten alleine oder in Laufgruppen von Zuhause in die Schule. Bereits vor zwei Jahren gab es diesen Lauf der Kinder, die sich so nicht nur von ihren Eltern emanzipieren können, sondern auch physisch wie psychisch von der kleinen sportlichen Auszeit vor Schulbeginn profitieren.
Dies wollte die Schule aufgreifen, und mittlerweile sind sich die Pädagogen sicher, dass jedes Jahr im Zeichen des Schulwegs stehen sollte. Bei 210 Kindern, die jeden Tag die Schule besuchen, hatte sich in den vergangenen Jahren schleichend der private Anlieferungsservice der Eltern gemehrt. Staus vorm Schulgebäude und gefährliche Verkehrssituationen waren die Folgen – dem wollen die Schulleiterin und ihre Kollegen entgegenwirken.
Erst zu Fuß, dann mit dem Rad
„Wir empfehlen ohnehin jedem Kind bis zur vierten Klasse, zu Fuß zu kommen. In der letzten Grundschulklasse steht dann ja der Fahrradführerschein an, und dann können die Schüler auch mit dem Rad zum Unterricht fahren“, sagt Schulleiterin Harz. Tretroller zählen nicht zu den Fahrrädern, mit denen dürfen auch jüngere Kinder schon zur Schule reisen. Dann zumindest kennen sie ihren Schulweg und seine Herausforderungen. Kinder, die immer gefahren werden, erleben dies nie.
Daher übernehmen die Grundschullehrer diesen Job und klären in den 1. und 2. Klassen über den Verkehr auf. Lerngänge in den Ort vertiefen dieses Wissen. Schüler der höheren Klassen lernen bereits aktiv Verkehrszeichen und -regeln.
Bei der Aktion durften sich die Kinder freuen, denn jeder zurückgelegte Weg wurde gezählt und ergab einen Fußabdruck aus Papier. Der durfte bunt bemalt werden und ziert nun als umfassende Fuß-Autobahn das Foyer der Schule. „Wir konnten mit der Aktion wirklich die Begeisterung wecken“, freut sich Christiane Harz, „die Kinder kamen in positiver Stimmung und hellwach an, hatten sich bereits mit ihren Freunden unterhalten und etwas erlebt.“
Auf dem Nachhauseweg konnten sie sich abreagieren und aufeinander achten. Zwei Wochen lang ging das so, und Alicia Söhngen bilanziert ihre Erfahrungen als sehr positiv. Die Achtjährige aus der zweiten Klasse fand es prima zu laufen. „Am Anfang waren schon mal mein Papa oder andere Eltern mit dabei“, verrät sie über ihre Laufgruppe, „aber wir laufen auch alleine.“ Ihr Klassenkamerad Jonas Schneider hatte ebenfalls keine Probleme: „Die ersten zwei Tage ist noch die Mama mitgekommen, dann bin ich alleine gelaufen.“ Irgendwann, so der Steppke, habe er dann die Laufgruppe von Alicia entdeckt und mit ihnen den Schulweg gemeistert. Die Idee finden beide gut, weil so der Verkehr vor der Schule geringer ausfällt. „So ist unser Schulweg sicherer geworden“, finden die beiden.
Manchmal fährt Alicia jetzt mit dem Roller oder läuft in die Schule. Warum auch nicht, sie hat es ja trainiert. „Wir haben die Aktion bewusst auf die Zeit vor den Sommerferien gelegt, damit unsere Erstklässler daran teilnehmen konnten, denn die sind ja jetzt – so kurz vor dem Abschluss der Klasse – alte Hasen, was die Schule angeht“, sagt Christiane Harz.
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