Jugendzentrum - „Osterrock“ bietet geniale Party zwischen harten Klängen und gesellschaftskritischem Deutsch-Punk

Sie heizen gehörig ein

Von 
Matthias H. Werner
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Die drei Musiker der Band „Burnout“ dürfen als Eröffnungsgruppe dem Publikum beim „Osterrock“ im Juz schon einmal gehörig einheizen – und machen ihre Sache echt gut. © PR-Video

Oftersheim. Während sich Kinder auf die Eiersuche und Erwachsene auf die Familienfeier freuen, gibt es für die junge und die heranwachsende Generation Neues mit den Ohren zu entdecken, wenn es im Jugendzentrum „Auf zum Osterrock“ heißt. Am vergangenen Freitag war es wieder einmal so weit und das Team um Hausleiter Sebastian Längerer verwandelte zusammen mit drei Bands aus Walldorf das „Juz“ in der Mannheimer Straße in einen Musikschuppen erster Güte.

Als Opener heizten die Jungs von „Burnout“ gewaltig ein: Die drei Rocker um Lead-Gitarrist und Sänger „Padde“ Patrick Prokop hatten Coversongs und einige eigene Titel auf dem Kasten – mit einem Bass, mit dem Joe direkt in die Magengrube fährt, einer Gitarre, die unverdrossen antreibt und Drums, die sich unter den Sticks von Benny aufs Einpeitschen verstehen. Der Sound der 2011 in Walldorf gegründeten Band lebt ganz aus harten, satten Klängen, auf denen „Padde“ voluminös und mitreißend aufsetzt.

Erstes Album veröffentlicht

Als Vorgruppe des Top-Acts kamen dann die „Flashcakes“ – eine 2013 als Schülerband am Ottheinrich-Gymnasium Wiesloch gegründete Formation um Sänger Lars Wilke, deren Punkrock-Pop-Mischung die meist jungen Zuhörer sichtlich begeisterte. Ihr erstes Album „Kuchengeschmack“ hatten Lars, Joel, Janis, Niklas und Florian erst vor wenigen Tagen veröffentlicht und damit genau wie mit ihrem erstaunlich ausgewogenen Sound in Oftersheim, der auf den beiden Gitarren und der unausweichlich fesselnden Stimme Wilkes ein Tonfeuerwerk entfacht, Fans wie zufällige Zuhörer begeistert.

Mit den Hardcore-Punkrockern der Walldorfer Band „Commerzpunk“, die erst 2015 gegründet wurde und die mit klassischem Deutschpunk begeistert und schon eine beachtliche Fangemeinde um sich versammelt hat, ging es weiter. Kein Wunder, dass die Fans begeistert waren, zelebrierte die Band um den charakterstarken Sänger Danil Hoffmann doch so etwas wie die Verbindung aus Feierlaune und Gesellschaftskritik, aus Fun und furioser, einpeitschender Musik, aus Sound und inhaltsstarken Texten, die auch noch Köpfchen haben – angefeuert vom Arbeitstier Andreas Maros an den derb wummernden Drums, den gnadenlosen Gitarrenriffs Lukas Schuppels und dem markerschütternden, satten Bass von Lukas Maros.

Zeit für Werbung

Da kann es dann auch mal passieren, dass zwischen die meist kurzen Titel, die mal augenzwinkernd feixen, mal brutal unser Hier und Jetzt in Frage stellen, ein „Genug Scheiß gelabert – Zeit für Werbung“ aufblitzte.

Mit „Ignorant“, einem genialen Song der „Intoleranten gegen Ignoranten“, in dem die vier Jungs, denen man diese Tiefe auf den ersten Blick gar nicht zutrauen mag, unter dem Leitmotiv „Ist das nicht traurig, wie sich Geschichte wiederholt“, erinnerten die vier Jungs an den Brandanschlag von Hoyerswerda und zogen schnell die Verbindungslinie zur AfD: „Und so stehen sie wieder da, wie vor 26 Jahren, mit dem Brandsatz in der Hand.“

Dazwischen streute „Commerzpunk“ subtile Botschaften von der Nach-Alk-Schwangerschaft oder ihr Kultlied „Simone“ – unter dem tosenden Jubel ihrer Fans und zur eigenen Freude, wie man den Jungs beim Musizieren erfrischend deutlich ansieht. Der „Osterrock“ war wieder einmal eine Fundgrube und ein hartes, lautes, geniales Musikerlebnis – eingebettet in eine grandiose Party.

Freier Autor Seit Mitte der 1990er Jahre als freier Journalist vorrangig für die Region Hockenheim/Schwetzingen tätig - Fachbereich: Kultur.

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