Schwetzingen/Ketsch. In einer Pressemitteilung positionieren sich die Grünen-Stadtratsfraktion, Stadt- und Kreisrätin Sabine Walter sowie der Landtagsabgeordnete Manfred Kern nach dem Scoping-Termin (wir berichteten) zu den Plänen eines Kiesabbaus im Entenpfuhl in Ketsch. Darin heißt es:
Das Thema bewegt Schwetzingen und die Region seit dem Zeitpunkt, zu dem bekannt wurde, dass die Unternehmensgruppe Krieger (Neckarsteinach) ein Genehmigungsverfahren zum Kiesabbau im Schwetzinger Gewann Entenpfuhl auf den Weg gebracht hat. Nun liegen die Fakten auf dem Tisch und nach deren Sichtung sprechen sich die Schwetzinger Grünen, Kreisrätin Sabine Walter und der Landtagsabgeordnete Manfred Kern gegen das Projekt aus. Um noch einmal den Umfang des Vorhabens zu verdeutlichen: 42 Hektar Wald sollen gerodet werden, 35 Meter tief soll über 35 Jahre Sand und Kies abgebaut werden, riesige Dimensionen! Die Schwetzinger Zeitung hat darüber umfassend berichtet.
Am Dienstag fand nun im Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises in Heidelberg ein zweiter Scoping-Termin statt, zu dem das zuständige Wasserrechtsamt als zuständige Behörde eingeladen hatte. Beim ersten Scoping-Termin im März 2016 ging es noch um „nur“ 24,5 Hektar Fläche, die von der Unternehmensgruppe Krieger für den Kiesabbau im Entenpfuhl beantragt waren. Bei einem solchen Scoping-Termin geht es vor allem darum, dass die zuständige Behörde dem Antragsteller vor Beginn des Verfahrens zur Umweltverträglichkeitsprüfung mitteilt, welche Unterlagen zu Umweltauswirkungen des Vorhabens beizubringen sind.
Der vollbesetzte Sitzungssaal im Obergeschoss des Landratsamtes machte sofort deutlich, wie groß das Interesse aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen (Bürger, Umweltverbände, Umweltorganisationen, Parteien, Landwirte, Bürgermeister) an diesem Verfahren ist. Auffallend dabei die vielen jungen Menschen, die anwesend waren. Anwesend als Zuhörer waren auch vier Stadträte und die Kreisrätin der Schwetzinger Grünen, Dr. Susanne Hierschbiel, Jacqueline Koch-Mattern, Sabine Walter und Professor Josef Wach.
Alternative Baumaterialien suchen
Durch die vorläufige Erweiterung des Wasserschuztgebietes Schwetzinger Hardt liegt das Gewann Entenpfuhl in der sogenannten Zone 3a, in der Sand- und Kiesgewinnung grundsätzlich erst einmal nicht genehmigungsfähig ist. Ein von der Firma Krieger in Auftrag gegebenes Gutachten sagt allerdings aus, dass das Vorhaben für die Qualität des Trink- und Grundwassers unbedenklich ist. Umwelt-, Wasserschutzbehörden, gemeinsam mit den Vertretern des regionalen Energieversorgers MVV und des Zweckverbandes Wasserversorgung Kurpfalz (ZWK), ziehen dieses Gutachten jedoch in Zweifel und fordern deshalb die Erstellung eines weiteren Gutachtens. Die Schwetzinger Grünen schließen sich hier den Positionen des MVV und des ZWK an. Gemeinsam mit der Grünen Stadtratsfraktion und der Schwetzinger Kreisrätin ist auch der Grüne Landtagsabgeordnete Manfred Kern nach einem ausführlichem Meinungsaustausch der Ansicht, dass der Schutz von Grund- und Trinkwasser aus wirtschaftlichen Gründen nicht gefährdet werden darf und dass alles getan werden muss, um unserer Grund- und Trinkwasser zu schützen, auch für die nächsten Generationen. Dem Kiesabbau darf hier keine Priorität vor dem Wasserschutz eingeräumt werden, heißt es in der Pressemitteilung der Grünen. Nach tiefergehenden Meinungsverschiedenheiten zwischen Behörden und Antragsteller wurde dem Unternehmen Krieger bei dem Termin dringlichst anheim gestellt, ein weiteres, aktualisiertes Gutachten in Auftrag zu geben. Es soll darüber Aufschluss geben, in welchem Maße Grund- und Trinkwasser durch das Vorhaben gefährdet sind.
„Während wir Grünen jahrzehntelang die einzigen im Land waren, die auf die Bedeutung der Wälder für das Klima hingewiesen haben, ist dies mittlerweile Allgemeingut geworden. Selbst konservative Wissenschaftler räumen ein, dass der Wald der beste CO2-Speicher und somit unser Schutz gegen eine noch schneller ansteigende Erderwärmung ist. Diese Erkenntnisse nur aus reinem Wirtschaftsinteresse zu ignorieren, halten wir Grüne für unverantwortlich“, fordern sie ein weiteres Gutachten zur Klärung der klimatischen Auswirkungen einer Abholzung ein. Zu klären sei auch, ob und wo mögliche Ausgleichflächen für eine Aufforstung überhaupt vorhanden sind. Schließlich, so die Grünen, dürfen keine weiteren landwirtschaftlichen Nutzflächen für eine Aufforstung geopfert werden. Von den Umweltverbänden wurde auch auf das reichhaltige Artenvorkommen (Vögel, Insekten, Amphibien) im Entenpfuhl hingewiesen, den es zu erhalten gilt. Sicherlich ist es in Zeiten des weltweiten Baubooms und der Nachfrage nach immer mehr Wohnraum schwieriger geworden, zukünftig ausreichend Rohstoffe wie Kies und Sand zur Verfügung zu haben. Daher muss die Entwicklung alternativer Baumaterialien und neuer Holzbauweisen nachhaltig vorangetrieben werden, so die Schwetzinger Grünen. zg
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