Zwischen Bauphasen und Terminierungen von Architekten sowie Baufirmen eine Ausstellung zu organisieren, kommt schon einer Glanzleistung gleich. Das wird im Gespräch mit dem Vorsitzenden des Vereins "Kunst im Amtsgericht", Hans Moser, deutlich. Das Innere des historischen Gebäudes, in dem das Amtsgericht residiert, wird seit geraumer Zeit phasenweise modernisiert (wir berichteten).
Ausstellungen, so Moser, müsse man über lange Sicht planen, das ist sein Erfahrungsschatz aus den vergangenen 16 Jahren. Künstler von Rang und Namen ständen nicht unbedingt auf Abruf zur Verfügung, weiß er. So ist es geradezu bewundernswert, dass trotz aller Beschwernisse die neueste Ausstellung "Dialog mit der Natur" der Malerin Jurate Batura Lemke zustande kam.
Amtsgerichtspräsidentin Andrea Gadamer dankte bei der Vernissage der Künstlerin, dass sie sich relativ kurzfristig zu dieser Ausstellung bereiterklärt hatte. Ein Dank ihrerseits ging zudem an die stattliche Anzahl von Gästen, darunter aus Litauen, die beweist, dass bei warmen Temperaturen durchaus auch eine Kunstveranstaltung anziehend wirkt.
Eine Einführung und damit auch eine "Einstiegshilfe" in die Bilder von Jurate Batura Lemke gab Klaus-Dieser Stöppel. Die Lebensgeschichte Lemkes beinhaltet litauische Wurzeln, obwohl sie in Würzburg geboren ist. Ihre Eltern wanderten von dort zunächst nach Australien und später nach Kanada aus. Diese unterschiedlichen kulturellen und gesellschaftlichen Eindrücke habe sie positiv in ihren Bildern verarbeitet, so Stöppel.
Damit schloss er sich der Meinung der Kunsthistorikerin Swietlana Czerwonnaya an, die in ihrem Buch "Litauische Kunst und litauische Künstler im Exil" versuchte, Lemkes Bilder stilistisch einzuordnen. Die Malerin bewege sich dabei zwischen Surrealismus, Abstraktivismus und einem Hyperrealismus.
Kraftvolle Farben im Einsatz
Abschließend stellte Stöppel Jurate Lemke Karl May gegenüber. Was unterscheidet die beiden? Karl May hat nie gesehen, was er beschrieben hat. Lemke jedoch hat alles gesehen, was sie gemalt hat.
Was erwartet nun den Besucher im Amtsgericht, wenn er in den Fluren und Etagen des Hauses die 43 Bilder betrachtet? Es sind Bilder in Öl, Aquarell, Tuschezeichnungen und Collagen, die die Blicke umgehend fesseln. In kraftvollen Farben, die trotzdem das Auge nicht "erschlagen", faszinieren die einzelnen Blumen und Naturschauspiele. Zarter in der Farbgebung und damit auf eine Art Vergänglichkeit oder Einsamkeit hinweisend, bleiben die Werke stets ein "Dialog mit der Natur".
Musik von Daniel Grein
Fast schon akribisch sind die Tuschezeichnungen - schwarz-weiß, oder farbig - in ihren Details und doch beinhalten sie hinter dem Offensichtlichen tiefere Aussagen bis hin zu Geheimnissen, die es zu lüften gilt. Nähe oder Abstand zum jeweiligen Bild können diese Geheimnisse (vielleicht) lösen, obwohl dies stets im Auge des Betrachters liegt.
Daniel Grein servierte schließlich mit Gitarre und Gesang leichte musikalische Kost zur Vernissage der mittlerweile 48. Ausstellung im Amtsgericht.
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