Kassel. Keine halbe Stunde nach der ersten Saison-Niederlage in der Handball-Bundesliga richtete Uwe Gensheimer den Blick bereits wieder nach vorne. Entschlossenheit schwang in seinen Worten ebenso mit wie das Vertrauen in die eigene Stärke - trotz der 23:25 (14:12)-Niederlage der Rhein-Neckar Löwen bei der MT Melsungen. "Wir sind immer noch Erster und sollten auch in den nächsten Partien wie ein Spitzenreiter auftreten", sagte der Kapitän, auf den wieder einmal Verlass war.
Viele unnötige Zeitstrafen
Zuverlässig wie eine Maschine rief der Weltklasse-Linksaußen erneut eine überragende Leistung ab. Er ging voran, übernahm Verantwortung und füllte die Rolle als emotionaler Anführer aus, noch dazu brachte der Rechtshänder 11 von 15 Versuchen im Tor unter. Und doch reichte es nicht für den Sieg, weil vielen Löwen nach den anstrengenden Herbst-Wochen die Frische fehlte und sich die Mannschaft noch dazu mehr als einmal ungeschickt anstellte. "Ich kann damit nicht zufrieden sein, was wir für Zeitstrafen bekommen haben", kritisierte Trainer Nikolaj Jacobsen und meinte damit ausdrücklich nicht das gute Schiedsrichtergespann Marcus Pritschow/Andreas Pritschow, sondern sein eigenes Team: "Auswärts dürfen wir uns so etwas bei solch einem Gegner nicht erlauben."
Mehrfach agierten die Löwen in Überzahl, um dann mit einem Mann mehr gleich selbst eine Zeitstrafe zu kassieren. Und schon war der vermeintliche Vorteil futsch, wenngleich die Badener auch in Überzahl erhebliche Probleme hatten. "Die Löwen taten sich schwer, überhaupt einen Mann freizuspielen", wunderte sich auch der Melsunger Timm Schneider über die fehlenden Mittel des ansonsten so spielstarken Spitzenreiters. Und wenn sich der Tabellenführer dann doch einmal in Überzahl durchkombinierte, nutzte er seine Chancen nicht. Bestes Beispiel: Patrick Groetzki vergab neun Minuten vor dem Abpfiff beim 20:20 die Führung, wenig später lag seine Mannschaft 20:22 zurück und agierte in Unterzahl. Es sind Kleinigkeiten wie diese, die ein Spiel entscheiden - manchmal sogar die Meisterschaft.
"In der zweiten Halbzeit haben wir im Angriff zu wenig hinbekommen und falsche Entscheidungen getroffen", sagte Torwart Mikael Appelgren nach der Niederlage beim Ex-Klub, gegen den er fünf Minuten vor dem Abpfiff das Feld verlassen musste. Der Oberschenkel zwickte wieder, der am Samstag erst verpflichte Borko Ristovski kam gleich zum Einsatz und soll nun endgültig die Lücke schließen, die der Abgang von Darko Stanic hinterließ. Der Keeper unterschrieb einen Vertrag bis Juni 2018. Nun müssen die Löwen zur kommenden Saison nur noch die Nachfolge von Gensheimer regeln, immer mehr deutet auf eine Rückkehr von Gudjon Valur Sigurdsson hin.
Und was ist mit dem angeschlagenen Appelgren? Droht da ein längerer Ausfall? "Wir wollten bei Mikael kein Risiko eingehen", beruhigte Jacobsen, der vorerst auf Harald Reinkind verzichten muss. Der Norweger zog sich einen Muskelfaserriss an der Bauchmuskulatur zu und wird lange ausfallen, Jacobsen rechnet "vor Weihnachten" nicht mehr mit ihm.
Dafür steht ihm mit Hendrik Pekeler wieder eine Alternative in der Abwehr zur Verfügung. Der Neuzugang aus Lemgo kam nach 20 Minuten für Stefan Kneer aufs Feld, fortan agierten die Löwen in einer deutlich defensiveren 6:0-Formation als zuvor - und prompt setzten sich die Badener auf drei Treffer (13:10/24.) ab. Keine Frage: Pekeler ist in der Deckung eine echte Alternative für die Löwen, die in der Schlussphase mit sieben Feldspielen agierten und auch das gut machten - für die Wende reichte es trotzdem nicht, zu viele Fehler waren zuvor begangen worden.
"Diese Niederlage ist kein Beinbruch, auch andere Mannschaften werden hier in Melsungen noch ihre Probleme bekommen", sagte Jacobsen, der mit ein wenig Sorge auf diese Woche blickt. Morgen (19 Uhr/ SAP Arena) kommen die Füchse Berlin nach Mannheim, am Donnerstag (20.45 Uhr) geht es in der Frankfurter Fraport-Arena gegen IFK Kristianstad um Punkte in der Champions League. "Wir kommen an unsere körperlichen Grenzen, das sieht man", meinte Jacobsen, den diese Terminhatz unglaublich ärgert: "Wir bestreiten vier Spiele in acht Tagen. Mal sehen, welchen Preis wir dafür bezahlen."
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