Eppingen/Waldhof. Als der Krampf vorbei war, wirkte Patrick Glöckner erleichtert. Beim schwer erkämpften 1:0 (0:0)-Erfolg bei Verbandsligist VfB Eppingen im Achtelfinale des badischen Verbandspokals gab es für den Trainer des SV Waldhof Mannheim im Grunde nur eine positive Erkenntnis – und zwar die Wichtigste im Fußball: Der SVW hatte gewonnen. Durch ein Tor von Arianit Ferati in der 61. Minute. Im Viertelfinale geht es zu Landesligist FV Lauda.
Die Startbilanz des neuen Mannheimer Trainers liest sich mit vier Siegen aus vier Pokalspielen makellos. Dennoch scheint Glöckner langsam ein bisschen nervös zu werden, weil er weiter auf Verstärkungen warten muss und die Zeit zum Einspielen immer knapper wird. Spätestens in zwei Wochen mit dem DFB-Pokal-Auftritt gegen den SC Freiburg beginnt die Saison richtig. Die Uhr tickt unerbittlich.
„Wir sind dran, führen Gespräche mit Spielern und hoffen, dass der Kader bald ergänzt wird. Natürlich muss ich jetzt auch einmal ein 10 gegen 10 im Training spielen können, um die Automatismen einzuüben“, sagte der 43-Jährige in Eppingen. Zurzeit stehen nur 18 Feldspieler im Aufgebot des Drittligisten, von denen man den Langzeitverletzten Dorian Diring (Knorpelschaden) vorläufig abziehen muss. Das ist viel zu wenig. Vier bis sechs Neuzugänge – vor allem im dünn besetzten Angriff – müssen noch kommen, um in der 3. Liga konkurrenzfähig zu sein.
„Wenn wir so in die Runde gehen müssten, wird es schwer. Die Saison ist lang, wir haben viele harte Spiele vor uns und mit einem Kader in unserer aktuellen Größe zu agieren, geht höchstens mal ein paar Spiele lang. Du brauchst den Druck, jede Position muss bei einer Profimannschaft doppelt besetzt sein, um das Letzte aus jedem Spieler herausholen zu können“, meinte Glöckner.
Härtetest am Samstag gegen KSC
Der Verantwortliche für die Personalplanung heißt Jochen Kientz. Der Sportliche Leiter gesteht, dass der neue Trainer momentan eine „schwierige Phase“ meistern müsse. Die vielen Pflichtspiele, die die Vorbereitung immer wieder unterbrechen, das Warten auf Neuzugänge, dazu so unangenehme Spiele auf schlechtem Rasen wie gegen Eppingen, in denen man nur verlieren kann. „Dann ist es schon mal so, dass man im ersten Moment durchschnaufen muss“, sagte Kientz. „Aber der Trainer wird nicht unruhig, das ist hineininterpretiert.“
Die ausbleibenden Verstärkungen nur dem Manager anzulasten, greift zu kurz. Denn Kientz sieht sich mit einem Transfermarkt konfrontiert, in dem sich ein Aufsteiger wie Türkgücü München erstaunlicherweise Stürmer vom Kaliber Tom Boere (Uerdingen) und Petar Sliskovic (Duisburg) leisten kann. Der 1. FC Kaiserslautern wiederum zahlt trotz seines Insolvenzverfahrens 100 000 Euro Ablöse für Tim Rieder an den FC Augsburg und schmückt sich mit dem vom KSC ausgeliehenen früheren Drittliga-Torschützenkönig Marvin Pourié, der in Karlsruhe 500 000 Euro pro Jahr verdienen soll. Das ist etwa das Vierfache von dem, was die Top-Spieler beim SVW bekommen. Wer in einem solchen Becken mitfischen muss, dabei aber auf die wirtschaftliche Vernunft achtet, zieht eben öfter den Kürzeren im Poker um begehrte Profis.
Zur in der Liga kontrovers diskutierten Transferpolitik des FCK hält sich Kientz öffentlich lieber bedeckt. „Ich möchte mich nicht über den 1. FC Kaiserslautern äußern. Das Verhältnis der Fans beider Lager ist sehr angespannt. Da ist es nicht meine Sache, auch noch meinen Senf dazuzugeben“, sagte der Ketscher. Generell wundert sich der Waldhof-Manager schon über das Geschäftsgebaren einiger Rivalen in Corona-Zeiten. „Ich glaube, dass der DFB sich Gedanken machen muss, wie einige Vereine wirtschaftlich handeln. Ich hoffe, dass es irgendwann eine Chancengleichheit gibt. Dafür ist der DFB da. Wir schauen, was wir stemmen können. Wenn es tragbar ist, machen wir es, sonst nicht.“
Sorgen mit Blick auf den nahenden Saisonstart und das schwere Auftaktprogramm mit einem möglicherweise unvollständigen Kader macht Kientz sich nicht: „Warum sollte ich mich verrückt machen? So gehe ich nicht durchs Leben. Ich setze mich auch nicht ins Auto und denke: Hoffentlich habe ich keinen Unfall. Wir versuchen, positiv an die Dinge heranzugehen.“
Optimismus ist auch das Leitmotiv des Waldhof-Trainers, der große Hoffnungen in gleich zwei Testspiele gegen Zweitligist Karlsruher SC setzt, die für Samstag vereinbart wurden. Aus Sicherheitsgründen finden die Partien unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, auch der Ort wird nicht bekanntgegeben. „Unterklassige Mannschaften stehen immer tief. Wenn wir in der Liga starten oder gegen Freiburg im Pokal spielen, haben wir es mit einem anderen Anlaufverhalten, einer größeren Aggressivität und besseren Lösungen des Gegners zu tun, bei denen unsere Fehler sofort bestraft werden. Da ist es entscheidend, dass man Testspiele auf Augenhöhe macht, um zu sehen, wie weit die Mannschaft wirklich ist“, sagte Glöckner. Der Krampf von Eppingen gehörte definitiv nicht in diese Kategorie.
Eppingen – Waldhof
- SV Waldhof: Königsmann – Hofrath, Just, Seegert, Costly – Donkor (46. Garcia), Saghiri, Ünlücifci (66. dos Santos), Gouaida (79. Shala), Ferati – Martinovic (85. Kouadio).
- Tor: 0:1 Ferati (61.).
- Bester Spieler: Ferati.
- Schiedsrichter: Roy Dingler (Pforzheim).
- Zuschauer: 250.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/sport/vereine_artikel,-sv-waldhof-neuzugaenge-gloeckner-wird-langsam-ein-bisschen-unruhig-_arid,1681099.html